Aus der Pflege aussteigen: Wenn nur der Berufswechsel bleibt, um die eigene Gesundheit zu schützen
Die Überforderung in der Pflege, schon lange ein Problem, dringt seit der COVID-19-Pandemie immer mehr an die Öffentlichkeit. Es gibt zu wenig Pflegekräfte, die Schichtdienste setzen der Gesundheit zu, immer bleibt Pflegerinnen und Pflegern zu wenig Zeit für den einzelnen Menschen. Der Wunsch, zum „Pflegeaussteiger“ zu werden, hat derart zugenommen, dass sogar schon von einem „Pflexit“ (angelehnt an das englische „Brexit“) gesprochen wird: Laut einer Studie der Alice-Salomon-Hochschule Berlin vom Dezember 20211 denken rund 40 % der Befragten mindestens einmal monatlich daran, ihre Arbeit in der Pflege zu kündigen.
Der Ausstieg aus der Pflege ist jedoch für viele nicht ohne Weiteres möglich: Die meisten Pflegerinnen und Pfleger sind finanziell von ihrem Job abhängig, und die Möglichkeiten zur Umschulung für Pflegekräfte sind begrenzt. Wir zeigen die Gründe, warum Menschen dennoch aus der (Alten-)Pflege aussteigen, und stellen Alternativen für Pflegeaussteiger vor.
Die Hauptgründe, warum Menschen aus der Pflege aussteigen
Die Pandemie hat zwar die ohnehin schon angespannte Situation verschärft, doch der Burnout in der Pflege war schon vorher Gesprächsthema. Sowohl Pflegeaussteiger als auch weiterhin tätige Pflegefachkräfte berichten in den Medien von Überstunden selbst im direkten Anschluss an lange Nachtschichten, von in letzter Minute angekündigter Arbeit an Wochenenden, vom ständigen Personalmangel. Die Unterbesetzung macht es Pflegerinnen und Pflegern unmöglich, am Schichtende – wie es in anderen Jobs möglich wäre – „den Stift fallen zu lassen“ und nach Hause zu gehen. Schließlich stehen hier Menschenleben auf dem Spiel.
Für viele Pflegefachkräfte geht die Überforderung jedoch so weit, dass sie letztendlich an ihr eigenes Leben denken müssen. Der Fachkräftemangel, die Schichtarbeit, die menschenunwürdigen Bedingungen machen den Ausstieg aus der Pflege bisweilen zur einzigen Alternative, bevor die eigene Gesundheit dauerhaft in Mitleidenschaft gezogen wird. Menschen, die aus der Pflege aussteigen möchten, leiden nicht selten unter Schlafstörungen, Unruhe, Rückenschmerzen, Erschöpfung oder sogar Ängsten und Depressionen. Auch Partnerschaften, die Beziehungen zu den eigenen Kindern und Freundschaften zerbrechen an den Arbeitsbedingungen – weitere Gründe dafür, dass Krankenpfleger, Altenpflegerinnen und andere Pflegekräfte kündigen.
Der vielleicht schwerwiegendste Grund: die große Verantwortung für Menschenleben – und die gleichzeitige Überforderung der Pflegekräfte, die es unmöglich macht, menschenwürdig zu arbeiten. Pflegerinnen und Pfleger erleben zum Teil Situationen, in denen sie zwischen mehreren in Lebensgefahr schwebenden Menschen wählen müssen. Schuld ist der Personalmangel. Selbst wenn ihnen solche dramatischen Momente erspart bleiben, wünschen sich Pflegeaussteiger über allem anderen einen Personalschlüssel, der eine angemessene Arbeitsweise möglich macht2.
Als selbstständiger Lebenshelfer arbeiten
Alles, was Sie an Informationen rund um das Thema Lebenshelfer werden brauchen:
Unglücklich in der Pflege – trotzdem weiter mit Menschen arbeiten
Die Studie „Ich pflege wieder, wenn …“, gefördert von der Hans-Böckler-Stiftung, zeigt, dass rechnerisch mindestens 300.000 Pflegefachkräfte, die zu Pflegeaussteigern geworden sind, in ihren Beruf zurückkehren würden. Voraussetzung wären allerdings verbesserte Arbeitsbedingungen, die derzeit nicht in Sicht sind. Das Ergebnis der Studie sagt also deutlich, was viele Pflegekräfte auch nach ihrer Kündigung bestätigen: Sie lieben ihren Job, aber die Bedingungen sind unhaltbar.
Immer und immer wieder äußern Pflegefachkräfte den Wunsch, genügend Zeit mit jedem einzelnen Menschen verbringen zu können. Sie haben nichts gegen die emotional und körperlich anstrengende Arbeit, aber sie möchten ihren Patienten mit Respekt begegnen und sie würdevoll behandeln können. Massenabfertigung, Zeitdruck, Nachtschichten, in denen nicht einmal Zeit für den eigenen Toilettengang bleibt – das führt dazu, dass Menschen in der Pflege kündigen, obwohl sie ihre Arbeit immer aus Überzeugung getan haben.
So suchen Pflegeaussteiger dann auch häufig nach Alternativen, die ihrem ursprünglichen Beruf ähnlich sind. Sie möchten weiterhin Menschen betreuen, dabei aber einen Kontakt aufbauen, der echte Verbindungen ermöglicht. Viele Menschen, die aus der Pflege aussteigen, arbeiten besonders gern mit Senioren zusammen. Sie möchten ihnen Würde und Lebensqualität zurückgeben, schätzen den Austausch mit der älteren Generation und empfinden die Arbeit mit alten Menschen als erfüllend und sinnvoll. Wenn es auch Ihnen so geht, ist der Beruf als Lebenshelfer oder Lebenshelferin vielleicht eine Möglichkeit für Sie, aus der (Alten-)Pflege auszusteigen.
Pflegeaussteiger werden und als Lebenshelfer für Senioren arbeiten
Aussteiger aus der Pflege haben es nicht unbedingt leicht: Die wenigsten haben ein großes finanzielles Polster, das ihnen eine Neuorientierung ermöglicht, und eine Umschulung ist aufgrund des hohen Bedarfs an Pflegekräften beim Jobcenter nur schwer durchzusetzen. Ein alternativer Job für Menschen, die aus der Pflege aussteigen möchten, ist die Tätigkeit als Lebenshelfer.
Lebenshelfer und Lebenshelferinnen betreuen Senioren, die noch im eigenen Zuhause leben, aber im Alltag Unterstützung benötigen – zum Beispiel im Haushalt, beim Einkaufen, in der Freizeit, beim Arzt etc. Dabei arbeiten die Lebenshelfer vorpflegerisch. Es entfallen also viele körperlich sehr anstrengende Tätigkeiten. Vor allem erfüllt sich für ehemalige Pflegekräfte der sehnliche Wunsch, sich in aller Ruhe einem einzelnen Menschen widmen zu können.
Die Arbeit als Lebenshelferin oder Lebenshelfern bietet eine Tätigkeit,
- in der Pflegekräfte ohne Schichtarbeit und Nachtschichten arbeiten können,
- in der keine Arbeit am Wochenende und an Feiertagen stattfindet,
- in der kein Personalmangel herrscht, da immer nur eine einzelne Person betreut wird,
- in der ein Gehalt über dem üblichen Lohn in der Pflege möglich ist,
- in der für jeden Besuch bei einem Senior mindestens zwei Stunden vorgesehen sind und
- in der es keine Überstunden, sondern lediglich selbst vereinbarte und bezahlte Arbeitszeit gibt.
Ein weiterer Vorteil: Gerade Eigenschaften wie Geduld, Einfühlungsvermögen und innere Ruhe, die viele Pflegekräfte haben, in der Pflege jedoch nicht ausleben können, werden besonders geschätzt. Sie sind die Grundlage der vertrauensvollen Beziehung, die sich zwischen einem Lebenshelfer und „seinen“ Senioren entwickeln soll. Es ist die Art von menschlichem Kontakt, der in der Pflege so häufig fehlt und zum Ausstieg aus der Pflege führt.
Im geliebten Job bleiben – ohne die Überforderung in der Pflege
In unserem Bewerbungsverfahren erfragen wir von unseren Interessenten unter anderem die Gründe, warum sie gern als Lebenshelfer arbeiten möchten. Die zunehmende Unzufriedenheit in der Pflege, körperliche und seelische Beschwerden, der Zeitmangel und die Unterbesetzung, mit denen Pflegekräfte umgehen müssen, werden uns häufig als Antworten genannt: Unsere Lebenshelfer lieben die Arbeit mit alten Menschen, aber die Arbeitsbedingungen und der Arbeitsalltag in der Pflege machen sie krank.
Die SeniorenLebenshilfe sucht an allen Standorten Deutschlands neue Lebenshelferinnen und Lebenshelfer, denn wir betreuen zahlreiche Senioren und führen Wartelisten über Menschen, denen wir derzeit leider noch keine Hilfe zur Seite stellen können. Wenn Sie darüber nachdenken, aus der Pflege auszusteigen, ziehen Sie eine Tätigkeit als Lebenshelfer in Betracht.
1 Quelle:https://www.berliner-zeitung.de/gesundheit-oekologie/neue-studie-sieht-akute-gefahr-40-prozent-der-pflegekraefte-wollen-kuendigen-li.205915, Abruf 08.01.2023
2 Quelle: https://www.boeckler.de/de/pressemitteilungen-2675-neue-studie-mindestens-300-000-zusatzliche-pflegekrafte-40798.htm, Abruf 08.01.2023
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